Fabian Ristau: „3×3 ist ein Lifestyle, den man einfach leben muss“

Fabian Ristau ist Basketballer mit Leib und Seele. Der Freiburger stand bereits als Profi bei der BG Karlsruhe (ProB) und den Cuxhaven Baskets (ProA) unter Vertrag. Ganz nebenbei zählt der 30-jährige außerdem zu den besten 3×3-Spielern Deutschlands.

Derzeit belegt er in der offiziellen FIBA-Weltrangliste deutschlandweit den achten Platz. In diesem Jahr nimmt er mit seinen Jungs von „teamweightroom“ an der BBV Bayern 3×3-Tour teil. Das Ziel ist klar: das Team möchte bayerischer Meister werden und damit ein Ticket für die Deutschen Meisterschaften in Hamburg lösen. Vor dem ersten Tour-Stopp in Erlangen (Samstag, 25. Mai 2019) spricht Ristau im Interview mit uns über 3×3 im Allgemeinen, seine Träume und wie es ist gegen NBA-Star Dennis Schröder auf dem Feld zu stehen.

Fabian, du hast als Profi-Basketballer bereits in der ProA und in der ProB gespielt. Doch auch in der Off-Season kannst du gar nicht genug von Basketball bekommen und nimmst regelmäßig an 3×3-Turnieren teil. Warum hast du dich dazu entschieden und was macht für dich den Reiz dieser Disziplin aus?

„Ich habe schon immer viel Streetball gespielt, im Sommer draußen an der frischen Luft; in der Sonne.“


Seit wann bist du im 3×3 aktiv?

„Streetball spiele ich seit ich 9 bin – quasi fast mein ganzes Leben. Im FIBA 3×3 Modus aktiv, bin ich seit dem shutupandplay in München im Jahr 2015 (Anmerkung der Redaktion: Prestigeträchtigstes Streetball-Turnier in Deutschland).“


Worin bestehen in deinen Augen die Unterschiede zwischen Fünf-gegen-fünf und 3×3?

„Es ist ein viel freieres Spiel, du wirst individuell deutlich mehr gefordert als im fünf-gegen-fünf. Da du keinen Coach hast, musst du dich selbst coachen und mit deinen Mitspielern eine Chemie finden.“


Denkst du jeder Basketball-Vereinsspieler kann auch im 3×3 überzeugen? Falls nicht, worin siehst du die Gründe?

„Definitiv nicht! Wir haben schon so viele hochklassige Vereinsspieler im 3×3 „weggefegt“; das ist eine andere Welt. Deutlich physischer, mehr mentaler Druck und jeder Spieler auf dem Feld muss verteidigen können. Im Fünf-gegen-fünf kannst du Zone-Defense spielen und Match-Ups tauschen um defensivschwache Spieler zu verstecken. Das ist einfach nicht möglich im 3×3, ich muss mich auf jeden meiner Mitspieler verlassen, deswegen spiele ich auch nur noch mit den fittesten Jungs und meinen engen Freunden.“


Du wirst in der offiziellen FIBA-Weltrangliste als achtbester 3×3-Spieler Deutschlands geführt. Was bedeutet dir diese Platzierung?

„Ganz klar: sieben zu wenig. Aber diesen Sommer hole ich mir die acht Plätze :-)! Spaß beiseite: es ist schon ein großartiges Gefühl, zu wissen, dass man zum elitären Kreis gehört.“


Gibt es Ziele, die du im 3×3 gerne erreichen würdest?

„Ja, da gibt es einige: ich würde natürlich gerne die Deutsche Meisterschaft gewinnen. Auch ein Sieg bei shutupandplay steht ganz oben auf der Liste. Außerdem würde ich gerne internationale Turniere spielen.“


Siehst du die Bayern 3×3-Tour als Vorbereitung auf die größeren Turniere an, die diesen Sommer noch auf euch warten? Bereitet ihr euch als Team darauf vor oder lasst ihr das Turnier auf euch zukommen?

„Ja, wir haben uns vorgenommen mehrere Turniere Bayern 3×3-Tour zu spielen, um uns zum einen „einzugrooven“ und zum anderen die Bayerische Meisterschaft zu holen und damit das Ticket für die Deutsche Meisterschaft in Hamburg zu lösen.“


Du hast mit deinem Team 2018 beim Turnier um die Deutsche Meisterschaft in Hamburg im Halbfinale gegen die Mannschaft von Dennis Schröder gespielt. Wie war es für dich gegen einen NBA-Spieler zu agieren?

„Für mich war es bereits das dritte Mal gegen Dennis und ich muss sagen es ist jedes Mal etwas Besonderes. Beim ersten Mal, beim shutupandplay-Finale in Berlin vor zwei Jahren, war der Respekt einfach zu groß. Als wir am nächsten Tag in Rahmen der Deutschen Meisterschaft nochmal gegen ihn auf dem Court standen, haben wir schon viel besser gespielt. Er ist einfach unfassbar schnell und ein herausragender Zocker. Aber ich hoffe trotzdem, ich bekomme nochmal die Chance ihn endlich zu schlagen.“


2020 gehört 3×3 erstmals zum olympischen Programm. In Deutschland steckt die Disziplin bisher jedoch noch in den Kinderschuhen und andere europäische Länder (z.B. Slowenien oder die Niederlande) sind uns im männlichen Bereich weit enteilt. Was muss sich in deinen Augen in Deutschland ändern, um zu den Konkurrenten aufschließen zu können?

„Wir brauchen einfach einen größeren Push, mehr Aufmerksamkeit! Und vor allem Transparenz vom DBB! Wie unsere Nationalmannschaft in den letzten Jahren ausgewählt wurde, ist beispielsweise überhaupt nicht nachvollziehbar! Die Stellen beim DBB 3×3 sollten mit Leuten besetzt werden, die aus der Szene kommen und 3×3 Profis sind. Ich denke da zum Beispiel an Dia Soliman von „der Stamm“. (Anmerkung der Redaktion: Soliman verzichtete 2018 auf einen Start bei den Deutschen Meisterschaften und überließ Dennis Schröder seinen Platz im Team). Ich selbst hatte mich sogar mal auf eine Stelle im 3×3-Bereich beim DBB beworben – am Ende hat es leider nicht damit geklappt. Wie gesagt; 3×3 ist einfach völlig anders als Fünf-gegen-fünf.“


Welchen Rat kannst du Spielern mit auf den Weg geben, die im Rahmen der Bayern 3×3-Tour erstmals an einem 3×3-Turnier teilnehmen?

„Der erste und beste Rat ist: einfach spielen! Geht auf Turniere, spielt, sammelt Erfahrungen. Ich verbringe nach wie vor im Sommer die meiste Zeit auf meinem Homecourt in Freiburg an der Joki (Anmerkung der Redaktion: Johanneskirche)und spiele dort drei bis vier Stunden am Stück 3×3. Das ist ein Lifestyle, den man einfach leben muss.“

 

Das Interview führte Romina Eggert.

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