
93:92 in Bamberg! Nach dem siegreichen Euroleague-Krimi gegen Alba Berlin produzierten die Münchner das nächste Herzschlagfinale – mit tatkräftiger Unterstützung von Brose Bamberg. Der Außenseiter lag über weite Strecken in Führung, phasenweise sogar zweistellig und hatte in den letzten Sekunden auch noch Ballbesitz. Die Schlusssekunden passten zu diesem Derby: Foul oder nicht Foul? Bei einer letztlich unübersichtlichen Situation zwischen Devon Hall und Vladimir Lucic blieb der Schiedsrichter-Pfiff aus und damit waren die Münchner die glücklichen Gewinner, denen man von Beginn an die Strapazen der letzten Tage anmerkte. Hellwach dagegen waren die Bamberger, nicht wiederzuerkennen im Vergleich zu manch missratenem Auftritt in der BBL. So entstand auch das groteske Schlussbild. Die Sieger schlichen ganz schön geschafft in die Kabine, während die Bamberger kurz nach Spielende schon wieder strahlen konnten. Zu Recht können die Roijakkers-Schützlinge auf diese 40 Minuten stolz sein, auch wenn sie sich letztlich der hohen individuellen Qualität des Bayern-Ensembles beugen mussten. Es fehlte nur das i-Tüpfelchen für Brose!
Die Gastgeber führten Mitte des Schlussabschnitts sogar mit 80:74 Punkten, doch das Euroleague-Team von der Isar blies zur Attacke. Und das erfolgreich: Zunächst zum Ausgleich, dann sogar zu einer 85:80-Führung. War dieser 11:0-Run schon die Vorentscheidung? Mitnichten, Bamberg mobilisierte die letzten Kräfte und punktete durch Devon Hall und David Kravish. 90:89 und 92:91 – der FC Bayern wankte gewaltig, fiel aber nicht. Jalen Reynolds vollendete ein Baldwin-Zuspiel zum Sieg. Und es bedurfte schon höchstem Einsatz und dem Quäntchen Glück, um ungeschoren davonzukommen, ganz unabhängig vom Zweikampf Lucic/Hall an der Münchner Zone.
Brose Bamberg zeigte die bislang beste Saisonleistung, verwandelte alle 20 Freiwürfe und konnte das Fehlen von vier verletzten Spielern wettmachen. Eine wahre Energieleistung, die man vom FC Bayern nicht erwarten konnte. Die Terminhatz mit Euroleague und BBL hinterlässt deutliche Spuren. Ein ganz besonderes Spiel war dies natürlich für Headcoach Andrea Trinchieri, der dreieinhalb (sehr erfolgreiche) Jahre an der Regnitz verbrachte. Er genoss diese Zeit und hat sehr viele gute Erinnerungen, wie er auf der Pressekonferenz betonte. Die Partie, diesmal auf der Gästebank, analysierte er treffend: „Am Ende haben die richtigen Spieler die richtigen Entscheidungen getroffen. Der Sieg ist bei unserem Spielplan das Entscheidende.“
Zweistellig punkteten: Kravish (29), Hall (20), Sengfelder (16) für Bamberg – Reynolds (20), Baldwin (14), Zipser (12), Djedovic (10), Flaccadori (10) für München.
Für die beiden bayerischen Teams steht ein dichtes Programm unter der Woche bevor: Bamberg muss zweimal auswärts antreten (Dienstag in Frankfurt, Freitag in Chemnitz), München muss am Dienstag nach Ulm, am Freitag Heimspiel gegen Frankfurt. Bertram Wagner