
Am Freitagabend bitter enttäuscht nach der Niederlage beim Neuling in Chemnitz, gute 40 Stunden später ein Brose Bamberg-Auftritt nach Maß: 76:67 für die über sich hinauswachsenden Gastgeber, die nach vielen Niederlagen in jüngster Vergangenheit gegen das Euroleague-Team aus der Hauptstadt endlich wieder einmal ihren Ruf als „Alba-Killer“ auffrischten. Wenn eine Mannschaft, die mit elf Siegen hintereinander nach Oberfranken reiste, sage und schreibe 55 (!) Würfe aus dem Feld nicht im Korb unterbringt – was einer Quote von 29 Prozent entspricht – und eine Partie viel zu lange auf die leichte Schulter nimmt, ja sogar einen zweistelligen Vorsprung nach der Pause aus den Händen gibt, dann muss sie sich nicht wundern, als Verlierer an die Spree zurückreisen zu müssen.
Ganz anders präsentierte sich da schon der hoch verdiente Sensationssieger an diesem 19. Spieltag: Der Underdog, der verletzungsbedingt mit einer Siebener-Rotation dieses Kunststück fertigbrachte, war sehr fokussiert und hatte das Herz am richtigen Fleck. Zudem einen Christian Sengfelder, der das „Spiel seines Lebens“ machte: Der Nationalspieler saß nicht eine Sekunde auf der Bank, markierte bis zur 27. Minute (47:50) permanent mehr als die Hälfte aller Brose-Punkte, angelte sich 17 Rebounds (Headcoach Roijakkers: „Er zieht die Rebounds magnetisch an“), war auch in der Schlussphase noch omnipräsent und erfolgreich (die Punkte 68, 69, 70, 71 gingen auf sein Konto – Wurfquote gesamt: 60 Prozent), was dazu führte, dass er insgesamt 31 Punkte erzielte und dafür einen Effektivitätswert von 42 (!) erhielt. Zum Vergleich: Als bester „Albatross“ kam Luke Sikma auf einen 17er-Wert!
Letztlich hätte dieses „Brose-Sengfelder-Hoch“ nicht zum Sieg gereicht, wenn nicht Devon Hall und Michele Vitali insgesamt dreimal mit Dreiern im Schlussakkord hätten glänzen können. Wie Headcoach Aito bei der Pressekonferenz einräumte, konnte Alba in der entscheidenden Phase nicht mehr den Schalter umlegen. In keinem Viertel gestattete das Brose-Team den Berlinern mehr als 20 Punkte.
Der Sieg geriet in der Schlussminute nicht mehr in Gefahr, Bamberg setzte damit ein dickes nationales Ausrufezeichen. Und das mit einer langen Verletztenliste, die sich bis zum nächsten BBL-Spiel gegen Frankfurt (in 14 Tagen) wieder lichten soll. Dass ein Double-Sieger auch nicht mit „links“ ein Bundesligaspiel gewinnen kann, hat dieser Spieltag deutlich gezeigt. Bei Brose Bamberg (weiterhin Tabellenachter) griff ein Rädchen ins andere, das Team glaubte an den Sieg und hat auf höchstem Level dagegengehalten. München am Rande einer Niederlage (92:93) vor einer Woche, Berlin bezwungen … ja, wenn da nicht die Auftritte in Chemnitz, in Vechta und in Göttingen gewesen wären. Bleibt neben dem glanzvollen Sieg auch die Hoffnung, dass dies der „Restart“ in eine erfolgreiche zweite Saisonhälfte war.
Nun folgt am nächsten Wochenende erst einmal für die Bundesligisten die Länderspielpause. Bertram Wagner
Zweistellig punkteten: Sengfelder (31), Vitali (18), Hall (10) für Bamberg – Eriksson (16), Lammers (10) für Berlin.